Das 360-Grad-Feedback hat sich bei der direkten Leistungsbeurteilung in der Praxis nicht bewährt. weil damit das Risiko unlösbarer Konflikte entsteht, die das Arbeitsklima vergiften. Die Leistungsbeurteilung ist eine nicht delegierbare Führungsaufgabe des Vorgesetzten und sollte nur von Ihm im Rahmen von Zielvereinbarungen durchgeführt werden.
Wesentlich effektiver ist die Beurteilung des Verhaltens von Fach- und Führungskräften, das notwendig ist, messbare Resultate zu erzielen. Es sind Frühindikatoren des wirtschaftlichen Erfolges wie zum Beispiel Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit oder Motivation und Qualifikation der Mitarbeiter. Eine Steigerung des Erfolges ist nur auf der Grundlage eines validierten Fragebogens möglich.
Siehe dazu die Beispiele, die zeigen, wie die Vorbildfunktion des Vorgesetzten das ergebnisorientierte Verhalten (gemessen mit Kennzahlen) seiner Mitarbeiter beeinflusst sowie den Artikel zum Thema Fragebogen.
Ein weiteres Risiko kann entstehen, wenn die Feedbackgeber keinerlei Erfahrungen mit den Regeln für konstruktives Feedback haben. Das kann zu Unsicherheiten, verletzten Gefühlen, Misstrauen, Konflikten und Gerüchten führen.
Risiken entstehen nicht durch das 360-Grad-Feedback an sich, sondern durch dessen unsachgemäße Handhabung. Dies wird ausführlich auf der Seite Erfolgsfaktoren erläutert.
Eine Studie der Harvard Business School (Zenger und Folkman) kommt zu dem Ergebnis, dass gleiche Methode (360-Grad-Feedback) bei verschiedenen Unternehmen völlig andere Resultate liefert (von Begeisterung bis zu Frustration).
Die wichtigsten Vor- und Nachteile des 360-Grad-Feedbacks sind:
Die wichtigsten Vorteile kann man wie folgt zusammenfassen:
Der direkte Vorgesetzte verbringt häufig die wenigste Zeit mit seinem Mitarbeiter und hat nur wenig objektive Informationen darüber, wie seine Mitarbeiter mit anderen Personen, Abteilungen oder Kunden zusammenarbeiten. Dadurch fördert das 360-Grad-Feedback die Effektivität von Mitarbeitergesprächen und stärkt Vertrauensbasis.
Das 360-Grad-Feedback fördert die Transparenz von Leistungs- und Beurteilungskriterien. Das hilft allen Mitarbeitern, die Entwicklung ihrer Kompetenzen und beruflichen Ziele an den Erwartungen des Unternehmens auszurichten. Die Führungskräfteentwicklung bekommt eine objektivere Grundlage.
Manche Teams und Projekte funktionieren sehr gut und andere gar nicht. Die Ursachen bleiben oft verdeckt und behindern die Effektivität. Hier kann das 360-Grad-Feedback sowohl bei der Zusammenstellung von Teams als auch bei der Verbesserung der Teamarbeit wertvolle Hilfe leisten.
Mit der Befragung interner und/oder externer Kunden werden diese einbezogen und bekommen die Möglichkeit, das Verhalten ihrer Kontaktperson (des Feedback-Nehmers) zu beeinflussen, weil dieser nun besser seine Stärken und Schwächen in der Zusammenarbeit mit dieser Zielgruppe einschätzen kann.
Aus der Sicht des Top-Managements ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse aus einem 360-Grad-Feedback eine besonders wichtige Grundlage für die Gestaltung der Personal- und Führungskräfteentwicklung. Gleichzeitig bekommt die Unternehmensleitung relativ objektive (ungefilterte) Informationen über die tatsächlich gelebte Unternehmens- und Führungskultur.
Nachteile entstehen dann, wenn man die Erfolgsfaktoren nicht beachtet. In solchen Fällen verwandeln sich die oben genannten Vorteile in Nachteile.
Grundsätzlich sollte man folgendes beachten: Das 360-Grad-Feedback kann man am besten mit einem Werkzeug vergleichen, das bestimmte Zwecke erfüllen soll, nämlich die Erhebung von Daten aus verschiedenen Blickwinkeln, damit die Objektivität größer ist als bei subjektiven Beurteilungen durch einzelne Personen.
Und wie bei jedem Werkzeug kommt es darauf an, dass es professionell eingesetzt wird. Folglich kann man das Werkzeug nicht für den Pfusch verantwortlich machen, den der Handwerker damit anrichtet. Ein Beispiel für solchen Pfusch ist die Verwendung nicht validierter Fragebögen. Siehe dazu den Artikel Gütekriterien.
Die nachfolgende Grafik zeigt die wichtigsten Vorteile des 360-Grad-Feedbacks auf einen Blick. diese Vorteile können in Nachteile umschlagen, wenn die Anforderungen an die Qualität (Gütekriterien) nicht eingehalten werden.
Abbildung: Vorteile des 360-Grad-Feedbacks, die in Nachteile umschlagen können,
wenn die Qualitätskriterien nicht eingehalten werden.
Nachdem Sie die Vor- und Nachteile und die Risiken des 360-Grad-Feedbacks kennengelernt haben, empfehlen wir eine Vergleich von Anbietern und die Einholung eines Angebots.