Ein Vergleich von Anbietern ist sehr schwierig, weil die meisten Angebote äußerst intransparent und verwirrend sind. Relativ gut vergleichbar sind die Kosten der einzelnen Leistungen für den gesamten Ablauf.
Er beginnt bei der Auswahl der Feedbacknehmer und Feedbackgeber am 360 Grad Feedback und endet bei der Erfolgskontrolle der Umsetzung der Ergebnisse in der Praxis. Weiter unten ist ein solcher Ablauf für den Vergleich von Anbietern in einer Tabelle dargestellt. Zuvor sollte man jedoch einige grundsätzliche Fragen klären.
Um sicher zu sein, dass man bei Anbietern nicht die berühmten Birnen mit Äpfeln vergleicht, sollten man sich an den Qualitätsstandards der DIN Norm 33430 orientieren.
Auf die Bedeutung der Gütekriterien (Validität, Reliabilität, Objektivität, Normierung) des Fragebogens für den Nutzen in der Praxis wurde bereits mehrfach hingewiesen (Link zum Thema Fragebogen). An dieser Stelle sei erwähnt, worauf man bei einem Anbieter für ein 360 Grad Feedback achten sollte, damit die Angebote vergleichbar sind.
Entweder hat der Anbieter selbst eine Validierung anhand einer angemessenen Stichprobe durchgeführt, oder er verwendet validierte Testverfahren wie zum Beispiel dem Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung, dem Emotionale-Kompetenz-Fragebogen, dem NEO-FFI oder dem Trierer Stress-Inventar.
Der Anbieter sollte nachweisen, dass er eine Lizenz für die Nutzung derartiger Fragebögen. Ansonsten besteht die Gefahr der Urheberrechtsverletzung. Die Eigentümer des geistigen Eigentums werden das in der Regel nicht hinnehmen, weil eine Validierung sehr kostspielig ist. Daher ist äußerste Vorsicht bei Fragebögen geboten, die kostenlos im Internet angeboten werden.
Vielfach ist unklar, was "Validierung" bedeutet. Dazu finden Sie hier ein einfach nachvollziehbare Beispiel.
In jedem Falle sollte der Anbieter in der Lage sein, konkrete Kennzahlen zur Validität, Reliabilität und zur Normierung anzugeben (siehe Beispiel der Kompetenz "Vorbild sein" auf der Seite Fragebogen (Abbildung 1 Mitte).
Ein Beispiel für ein nicht validiertes Konzeptes ist der DISG-Test, das Reiss-Profil oder die Theorie des Situativen Führens. Beispiele zu diesem Thema finden Sie auf der Seite „Methoden der Diagnose von Kompetenzen“.
Der Tagessatz der Anbieter kann nur zur groben Orientierung dienen. Manche Berater haben einen niedrigen Tagessatz, berechnen aber wesentlich mehr Zeit, weil sie zum Beispiel mehrere Tagessätze für die Entwicklung eines unternehmensspezifischen („individuellen“) Fragebogens investieren müssen, der sich in den seltensten Fällen im Nachhinein als praxistauglich (valide) erweist.
Noch kostspieliger wird es, wenn mehrere Personen (neben den Beratern auch noch Mitarbeiter der Personalabteilung, Linienmanager oder Vertreter des Betriebsrates) mitwirken, das Resultat dadurch aber nicht besser wird.
Für die meisten empirischen Erhebungen, wozu auch das 360-Grad-Feedback zählt, gilt folgender Grundsatz:
Wenn man wissen will, wie das Wetter morgen sein wird, kann man eine repräsentative Stichprobe der Gesamtbevölkerung heranziehen; die Ergebnisse werden aber wesentlich zuverlässiger sein, wenn man einen einzigen Meteorologen befragt.
Ein weiterer Aspekt ist noch zu berücksichtigen: Wenn eine Kompetenz zum Beispiel eines Vertriebsleiters mit technischer Ausbildung in einem mittelständischen Unternehmen mit 3,8 (auf einer Skala von 1 bis 5) bewertet wird, stellt sich die Frage, was dieser Wert aussagt. Hier sind Normwerte vergleichbarer Zielgruppen notwendig. Ein Anbieter sollte also in der Lage sein, geeignete Normwerte zu nennen.
In jedem Falle sollte man nach den Gütekriterien wie zum Beispiel Cronbachs Alpha, Trennschärfe, Art der Validität mit konkreten Kennzahlen zu den Kriterien fragen. Verwendet der Anbieter etablierte Testverfahren, sollte er unbedingt über das Copyright der Autoren oder Verlage Auskunft geben.
Ansonsten riskiert man einen gewaltigen Image-Schaden (auf Beispiele sei hier verzichtet). Mit einer Umformulierung oder willkürlichen Auswahl von Items aus etablierten Testverfahren ist grundsätzlich abzuraten.
Ein weiterer nur schwer vergleichbarer Aspekt ist das Vertrauen in die fachliche und methodische Kompetenz und die Zuverlässigkeit des Anbieters auf dem Gebiet von Befragungen. Ein Trainer, Moderator oder Coach, der bei Teilnehmern gut „ankommt“, ist nicht „automatisch“ in der Lage, ein professionelles 360 Grad Feedback durchzuführen und aus den Ergebnissen die korrekten Schlüsse zu ziehen.
Beim Vergleich von Anbietern ist die Rückmeldung der Ergebnisse (der Auswertung) ein wesentlicher Kostenfaktor.
Hier sind drei Varianten üblich:
Erfahrungsgemäß hat die dritte Variante den größten Einfluss auf die Effektivität und Effizienz einer 360-Grad-Beurteilung, und die erste ist die teuerste.
Dabei sollte man beachten: Ein wenig qualifizierter Coach benötigt oft die drei- bis vierfache Zeit um das gleiche Ergebnis (Verhaltensänderung) zu erzielen wie ein erfahrener Praktiker. Das liegt zu einen an der Erfahrung und zum anderen an der Verwendung geeigneter Methoden.
Wenn diese Fragen geklärt sind, kann man Leistungen in unserem Angebot (im Überblick und im Detail als Grundlage für den Vergleich von Anbietern verwenden.